Fachassistentin, Lesungsagentin und Buchhandlung (B.A. Kunstgeschichte und Buchwissenschaft)

Das Bachelorstudium wird von den Unternehmen, Firmen und dem öffentlichen Dienst gegenüber dem Magisterstudium noch oft nur als Grundstudium angesehen. Erst mit dem Masterstudium als weiterführendes Hauptstudium wäre wohl eine bessere Anstellung möglich.

Wann haben Sie den Bachelor-Abschluss gemacht, mit welcher Fächerkombination?

Ich habe mein Studium der Buchwissenschaft und Kunstgeschichte im Sommer 2010 abgeschlossen.

Aus welchen Gründen hatten Sie dieses Studium begonnen?

Der Hauptgrund war die Erwartung, bessere Chancen auf einen unbefristeten Job zu bekommen. Es spielte aber auch der Wunsch eine Rolle, die Leidenschaft für Bücher oder das Interesse für Kunst anderen nahe zu bringen.

Welche beruflichen Pläne und Aussichten hatten Sie gegen Ende Ihres Studiums? Warum haben Sie sich gegen ein anschließendes Masterstudium entschieden?

Beruflich hatte ich geplant, in einem Archiv, einer Bibliothek, in einem Museum, einer Buchhandlung oder in einem Verlag in der Region Nürnberg/Erlangen/Fürth zu arbeiten.

Ich habe mich nicht gegen das Masterstudium entschieden, sondern es aus fehlenden finanziellen Mitteln erst mal aufgeschoben.

Was haben Sie direkt nach dem Studium beruflich gemacht?

Ich war bereits während des Studiums im öffentlichen Dienst als Fachassistentin in Teilzeit tätig und habe mir so das Studium finanziert. Nach mehreren Befristungen ist meine Arbeitsstelle dort nach meinem Studium endlich entfristet worden.

Wie sind Sie zu dieser Tätigkeit gekommen?

Ich habe eine Initiativbewerbung versendet.

Welche Aufgaben hatten Sie bei dieser Tätigkeit?

Telefondienst, Aktenbearbeitung, Kundenberatung und -betreuung, Registratur

Welche Kompetenzen aus dem Studium brauch(t)en Sie dafür?

Ich kann durch das Studium besser frei sprechen und präsentieren.

Was schätzen Sie besonders an dieser beruflichen Tätigkeit?

Ich schätze sehr das angenehme Arbeitsklima unter den Kolleginnen und Kollegen.

 

Kritisch sehe ich die geringe Vergütung und die fehlende Möglichkeit einer langfristigen Planung in der Zeit der befristeten Beschäftigung. Bezogen auf die Arbeit an sich, dass es recht stressig ist und man sehr viele Tätigkeiten fast schon gleichzeitig zu erledigen hat.

Was haben Sie noch beruflich gemacht?

Nebenbei war ich als Lesungsagentin für ein Lesungsportal im Internet mit vier Stunden pro Woche tätig.

Wie sind Sie zu dieser Tätigkeit gekommen?

Ich habe mich auf ein Jobangebot beworben, das ich über die Stellenbörse von „Ich mach was mit Büchern“ gefunden habe.

Welche Aufgaben hatten Sie bei dieser Tätigkeit?

Ich habe Lesungen für Deutschland ins Webportal eingetragen und neue Lesungsagenten angelernt.

Welche Kompetenzen aus dem Buchwissenschaft- und/oder Kunstgeschichte-Studium brauch(t)en Sie dafür?

Ich kann durch Referate im Studium nun besser frei vor Menschen sprechen. Das war sehr hilfreich, um das Lesungsportal auf der Frankfurter Buchmesse 2010 anderen zu erklären.
Bezogen auf beide Fächer im Studiengang: Fachübergreifendes Wissen zu literarischen wie geschichtlichen Hintergründen und Zusammenhängen.

Was schätzen Sie besonders an dieser Tätigkeit?

Ich habe viele interessante Menschen (andere Lesungsagenten) kennengelernt. Ich schätze es sehr, jemanden für Lesungen oder Literatur begeistern zu können und beim Anlernen von neuen Lesungsagenten Wissen zu vermitteln.

Was haben Sie noch beruflich gemacht?

Ich habe zusätzlich in einer kleinen Buchhandlung für 9 Stunden pro Woche gearbeitet.

Wie sind Sie zu dieser Tätigkeit gekommen?

Ich habe mich persönlich vorgestellt.

Welche Aufgaben hatten Sie bei dieser Tätigkeit?

Wareneingänge kontrolliert, verkauft und kassiert, Kunden beraten, Warenbestände in die Datenbank aufgenommen und Texte zur Buchhandlung sowie zum Angebot geschrieben.

Welche Kompetenzen aus dem Buchwissenschaft- und/oder Kunstgeschichte-Studium brauch(t)en Sie dafür?

Durch die Referate habe ich besser frei sprechen können. Das war hilfreich für die Beantwortung der Kundenfragen zu Büchern, anderen Medien und der Buchhandlung selbst.

Bezogen auf beide Fächer im Studiengang: Fachübergreifendes Wissen zu buchhändlerischen, geschichtlichen sowie kunstgeschichtlichen Hintergründen, zudem die Fähigkeit, Bücher ohne Jahresangabe anhand der Ausstattung bzw. dem Buchschmuck vom Alter her bestimmen zu können. Außerdem konnte ich die Wertschätzung für das handwerkliche Können vermitteln.

Was schätzen Sie besonders an dieser Tätigkeit?

Die Arbeit in der Buchhandlung ermöglichte es, etliche interessante Leute kennenzulernen, jemanden für Bücher und andere Medien begeistern zu können und Wissen darüber zu vermitteln.

Sind Sie mit Ihrer bisherigen beruflichen Entwicklung zufrieden?

Bezogen auf das Studium ja, aber bezogen auf meine Tätigkeit im Öffentlichen Dienst nein, da ich dort nur gering vergütet werde. Der Job ist außerdem sehr stressig. Im Studium habe ich Erfahrungen gemacht, die ich nicht missen möchte.

War es schwierig, eine Berufstätigkeit zu finden, die Sie gerne ausüben möchten?

Das Bachelorstudium der Kunstgeschichte und Buchwissenschaft wird meiner Ansicht nach von den Unternehmen, Firmen und dem öffentlichen Dienst gegenüber dem Magisterstudium nur als Grundstudium angesehen. Erst mit dem Masterstudium als weiterführendes Hauptstudium wäre für mich wohl eine bessere Anstellung möglich. Des Weiteren gibt es eine Vielzahl an Bewerbern auf eine Stelle, so dass die Konkurrenz groß ist. In der Kunstgeschichte gibt es auch viele ehrenamtliche Mitarbeiter, so dass man wenige Chancen hat als Nachwuchs aufzurücken. Für mich ist auch die Stellenauswahl eingeschränkt, da ich auf eine bestimmte Region beschränkt bin.

Gibt es Zusatzausbildungen/Trainings/Kurse, die für Ihre Arbeit wichtig wären bzw. die Ihnen geholfen hätten?

Beide Studienfächer sind eher wissenschaftlich, anstatt beruflich orientiert, daher sind zusätzliche Kurse sehr wichtig (Praktika, Volontariate, Hilfsjobs, Zusatzausbildungen, Trainings etc.). Diese findet man außerhalb der Uni.

Für die Kunstgeschichte haben das Germanische Nationalmuseum und das Neue Museum in Nürnberg ab und zu Studierende aufgenommen. Auch im Erlanger Stadtmuseum gab es hin und wieder Möglichkeiten praktische Erfahrungen zu sammeln. Ansonsten empfehle ich in Aushängen an der Uni zu suchen, in Jobbörsen in Internet und Zeitungen bzw. Zeitschriften.

Was würden Sie den Studierenden und Studieninteressierten heute bezüglich der Studienfächer Kunstgeschichte und Buchwissenschaft mit Hinblick auf die Berufswelt empfehlen?

Ich empfehle, sehr viele Praktika/Volontariate/Aushilfsjobs in Museen, Bibliotheken, Archiven, Pressestellen etc. vor, während und nach dem Studium zu machen, da die praktische Erfahrung sehr wichtig ist. Dadurch erhält man auch Arbeitszeugnisse und Empfehlungen. Man sollte sich aber nicht ausbeuten lassen und nicht nur ohne Vergütung arbeiten. An der Uni kann man auch die Dozenten oder eingeladene Gäste bei Vorträgen ansprechen, ob diese Ansprechpartner oder Stellen kennen, an die man sich wenden kann, um Zusatzqualifikationen zu machen. Außerdem kann man im Kursangebot der Uni schauen, ob es Angebote mit Praxisbezug gibt und andere Studierende höherer Semester fragen.